Der öffentliche Raum jeder großen Stadt besteht aus Geschichte und Leben, erzählen Maria Teresa Bellucci, Evita Brigini, Maria Luigia De Guglielmi und Maria Letizia Volpicelli.
Die Kindertagesstätte »G. Mameli« liegt in Roms Bezirk Trastevere, also mitten in einer Hauptstadt, die so reich ist an Geschichte und Tradition. Zur Einrichtung gehört ein Innenhof, der nicht sehr groß und teilweise gepflastert ist; er wird für das Spiel im Freien genutzt. Die Pädagogen beschlossen, außenliegendes Gebiet »zu adoptieren«, und so wurden die Gassen, Plätze und Höfe neu in die traditionelle Erfahrung eingewoben, die da heißt: »Kinder, geht raus – spielen!« Dabei entstand eine vernetzte Nachbarschaft. Heraus kam eine Kette von Spielen, Beziehungen, Erprobung und Lernen, Neugier und Wissen, Entdeckung und Neubestimmung von Orten des täglichen Lebens.
Das Projekt bezog alle Kinder und Mitarbeiter der Kindertagesstätte ein. Mit dabei waren auch Eltern, Geschäftsleute und Handwerker in der Nachbarschaft, die Großeltern im Seniorenheim, Berater und Experten, Sicherheitsleute und Hausmeister.
Jede Woche verließen sie das Haus, um zu spielen, zu erkunden, zu gucken, Kontakte zu knüpfen, Leute zu treffen und, beiläufig, altes Handwerk wieder zu entdecken – dann es selbst zu versuchen als Experiment in der Kindertagesstätte und so zu lernen.
Die Kinder fertigten Ferngläser aus Karton, die, als Sinnbild für Entdeckung, benutzt wurden, um Aufmerksamkeit und Konzentration zu fokussieren. Manchmal gingen sie weiter zu Straßen und Gassen, die die Kinder vom Sehen kannten, jedoch nicht ausgekundschaftet hatten. Unterwegs fassten sie sich bei den Händen oder manchmal an ein Seil. In den Geschäften, den Werkstätten, dem Seniorenheim und überhaupt der gesamten Nachbarschaft waren sie willkommen. Offenheit, nur ihnen gegenüber, erlaubte den Kindern einen Besuch in einem sehr alten Privathaus. Ein Vater machte es möglich. Die Einwohner ermutigten weitere Unternehmungen: allem voran diejenigen, die uns etwas erklärten, wie zum Beispiel der Holzschnitzer mit seinen Pinocchio-Puppen oder die stolze Eigentümerin eines uralten Töpferofens.
Die Kinder gingen spazieren, um Fassadendetails anzuschauen, und benutzten dabei die Ferngläser. Sie suchten und fanden Formen und geometrische Muster an Fenstern, Bögen, Fensterrosetten, Wappen und Burganlagen. Bei jedem Ausflug fotografierten die Kinder die Straßenschilder. Sie dokumentierten ihre Wege und fügten Geschichten und Zeichnungen bei. Auf einer großen Karte konnten alle die Wege wiedererkennen.
Losgehen, wiederkommen, und von vorn, die Regelmäßigkeit des wöchentlichen Ausflugs wurde zur Gewohnheit, es formt diese Kindertagesstätte. Inzwischen ist es normal, dass Kinder draußen zu finden sind. Sie gehen weiter und weiter in die Nachbarschaft, erweitern den Kreis des Wissens und der Bekanntschaft. Sie halten Kontakte und knüpfen ihr Beziehungsnetz, wodurch sie die Menschen im Einzugsgebiet mehr und mehr vertraut und gastlich empfangen.
Maria Teresa Bellucci, Leiterin der Abteilung für Bildung und Schulen der Stadt Rom
Evita Brigini ist Pädagogin in der »G. Mameli«-Kindertagesstätte
Maria Luigia De Guglielmi ist Lehrerin und arbeitet am Zentrum für Dokumentation in Krippen und Kitas
Maria Letizia Volpicelli ist Lehrerin in der »G. Mameli«-Kindertagesstätte
E-Mail:
Internet: www.comune.roma.it/dipscuola
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