Polen verfügt bislang nicht über ein umfassendes Programm, um Erzieherinnen darin auszubilden, eine kindorientierte Pädagogik komplex anzuwenden. Die Comenius-Akademie – ein Zentrum der Lehrerausbildung, das von der Comenius-Stiftung für die Entwicklung der Kinder betrieben wird – spezialisiert sich darauf, solche Ausbildungsprogramme zu entwickeln. Jedes Jahr bietet die Akademie Ausbildungsplätze für mehr als 1.000 Teilnehmer aus vielen verschiedenen Bereichen an: Erzieherinnen, Eltern und Bildungspolitiker aus Gemeinden. Ein gemeinsames Thema für alle ist die Veränderung der Beziehungen zwischen Erziehern, Kindern und Eltern. Im Juni 2008 bot die Comenius-Akademie 22 Trainingsprogramme an, drei davon werden im folgenden Text vorgestellt:
Spitzen-Kindergarten:
Gleichberechtigungsstandards in der Frühpädagogik
Diesen Kurs (15 Stunden) kann jeder besuchen, der an einer Vorschule arbeitet (einschließlich der Köchinnen und Hausmeister), aber ebenso können auch Vertreter der Eltern daran teilnehmen. Er zeigt, wie man auf Prinzipien beruhende Standards in Bezug auf das Essen, Schlafen, die Freizeit, die Hygiene und Pflege, die Integration von neuen Kindern in den Kindergarten und die Kooperation mit den Eltern einführt. Die Erzieherinnen werden auch darin ausgebildet, wie man einen ähnlichen Kurs mit Eltern durchführt.
Projektmethode in der Frühpädagogik
Die Projektmethode geht davon aus, dass das Aneignen von Wissen für Kinder ein natürlicher und autonomer Prozess ist. Die Aufgabe der Erzieherin ist es nicht, zu lehren, sondern die Aktivitäten der Kinder zu koordinieren und den Raum zu organisieren, so dass die Kinder sich selbst Wissen aneignen können. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Erzieherin ist es, die Tätigkeiten der Kinder sorgsam zu beobachten und zu dokumentieren. Die Projektmethode unterstützt Kinder, logisch denken zu lernen, Fragen zu stellen, durch Experimente zu lernen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Aktive Teilnahme der Eltern und der örtlichen Gemeinde sind wichtige Elemente. Der Kurs besteht aus zwei Workshops (zusammen 40 Stunden). Zwischen beiden setzen die Erzieherinnen an ihren Kindergärten Projekte mit den Kindern um.
Die drei Schritte des Kindes in die Zukunft
Diese Workshops (40 Stunden) sind dafür entwickelt worden, die pädagogischen Fähigkeiten der Vorschul- und Grundschullehrer weiterzuentwickeln. Der Workshop »Ich weiß, wie man mit anderen spricht« hilft dabei, die Kontakte des Kindes mit seiner Umwelt zu gestalten. Der Workshop »Ich bin kreativ« lehrt, wie man das kreative Potential der Kinder weckt. Der Workshop »Ich weiß, was ich wert bin« zeigt, wie man das Selbstvertrauen des Kindes stärkt.
Externe Evaluation zeigt die Veränderungen im Denken und Arbeiten der Erzieherinnen. Die Erzieherinnen, die an unseren Kursen teilgenommen haben, geben ihre dominierende Rolle zugunsten einer Kooperation mit dem Kind auf, geben dem Kind mehr Zeit zum Nachdenken, Planen und Experimentieren, sind offener für die Ideen der Kinder, bemerken und verstehen die Gefühle der Kinder, reagieren einfühlsamer auf sie und analysieren und erklären das Verhalten der Kinder, ohne es zu verurteilen.
Unsere Kurse führen oft zu »revolutionären« (die Formulierung von Teilnehmerinnen) Veränderungen in der Arbeit der Tageseinrichtungen, was eine Teilnehmerin am Top-Grade-(Spitzen)Programm so ausdrückte: »Ich war tief bewegt. Es war für mich eine Revolution im Denken und ich begriff, wie sehr vorgegebene Muster mein Denken über wichtige Fragen beeinflusst hatten. Ich werde nicht wieder Dinge auf die Teller der Kinder legen, die sie nicht essen wollen. Ich verstehe jetzt auch die Kinder, die während der Mittagspause nicht schlafen wollen.«
Teresa Ogrodzinska ist Präsidentin der Comenius-Stiftung für die Entwicklung des Kindes.
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa 15/08 lesen.
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