Jamie Oliver, Großbritanniens Promikoch, hat viele Fernsehsendungen gemacht. Seine Kochbücher sind Bestseller. Jetzt sorgt er dafür, dass das Thema Schulessen auf der politischen Agenda erscheint.
Es begann damit, dass Jamie Oliver in einer Schulküche arbeitete, dann die Verantwortung für das Essen in der Schule in einer lokalen Verwaltung in Südlondon übernahm und 20.000 Kinder pro Tag mit Essen versorgte. Die Herausforderung bestand darin, einen Weg zu finden, um die Schulspeisung aufregend und verlockend und zugleich gesund und nährstoffreich für Kinder zu gestalten. Und das alles mit einem Budget für die Zutaten von 54 Cent pro Kind und Tag! Die Ergebnisse wurden in einer Fernsehserie gezeigt: Jamie’s School Dinners, gesendet im Jahr 2005.
Das Programm und seine Website www.channel4.com/life/microsites/J/jamies_school_dinners versorgte die Eltern mit praktischen Ratschlägen, wie man gesunde Snacks und Lunchpakete zubereitet, wie man das Essen zu Hause für Kinder interessant und aufregend machen kann und wie man die Beschriftungen an Lebensmitteln im Supermarkt lesen und verstehen kann. Die Sendung empfahl auch, die Kinder zu ermuntern, ein Logbuch zu führen (wie Billys Tagebuch auf Seite 27) und in der Küche zu helfen. Sie empfahl den Eltern auch, herauszufinden, was ihre Kinder in der Schule zu essen bekommen. Die Fernsehserie erreichte ein großes Publikum und weckte viel Medieninteresse.
Als nächstes kam die »Feed me better«-Kampagne (»Gib mir besseres Essen«). Ziel der Kampagne war, die Mahlzeiten in den Schulen zu verbessern, indem man sie von Junk Food und vorproduzierten Speisen befreit, und gutes, gesundes Essen, das jeden Tag frisch zubereitet wird, in den Schulen serviert. Ein Feed-me-better-Infopaket wurde hergestellt, das Informationen und Rat enthält, wie man für eine gesunde Umgebung für das Essen in Schulen sorgt. Der Bürgermeister von London kaufte so ein Paket für jede Londoner Schule. Die Kampagne sammelte auf ihrer Website Unterschriften (www.feedmebetter.com) von Eltern, Lehrern, Kindern und 116 Mitgliedern des Parlaments. Jamie übergab alle 271.677 Unterschriften dem Premierminister Tony Blair.
Ergebnis der Kampagne war die Zusage der Regierung, zusätzliche 280 Million Pfund (406 Millionen Euro) für die Schulessen in England und Wales auszugeben, was die Durchschnittskosten für die Zutaten auf 50 Penny (73 Cent) pro Tag für jedes Grundschulkind und auf 60 Penny (87 Cent) für jedes Mittelschulkind erhöht.
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist Großbritanniens erste Schule für Schulköche, die Jamie Oliver im Oktober 2005 eröffnete. Dies alles ist zwar ein gewaltiger Fortschritt, Jamie Oliver hat jedoch gewarnt, dies sei nicht genug. Er erklärte, viel mehr Geld werde gebraucht, um die erforderlichen Veränderungen in Gang zu bringen. Es müssen außerdem nationale Standards eingeführt und Inspektionen durchgeführt werden, um zu garantieren, dass diese Standards erreicht und eingehalten werden.
Aber es geht nicht nur um Geld. Die Haltung der Kinder zu dem, was sie essen, muss sich verändern. Das ist etwas, das nicht so leicht oder schnell erreicht werden kann; es ist vielmehr eine Frage von langfristiger Erziehung und Bildung, von Beispielen, die den Kindern in der Schule und zu Hause gegeben werden.
Linsey Denholm
Linsey Denholm ist Gestalterin und Redakteurin beim englischen Partnermagazin »Children in Scotland«.
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