Wo können Kinder gleichzeitig viel Wissen erwerben und dabei doch auf dem größten Outdoor-Abenteuerspielplatz der Welt unendlich viel Spaß haben? Richtig: Im Wald! Er ist Lernwerkstatt, Märchenort und schaurig-schöne Heimat von Wölfen, Räubern und allerlei mystischem Waldvolk; er lädt zu Klettern, Verstecken und Sammeln ein, und nirgendwo sonst lassen sich so schöne Schnitzeljagden veranstalten. Klar, dass der Wald auch in Bilderbüchern ausgesprochen vielseitig behandelt wird!
Ein Jahr im Wald
Wem die Distanz des Bilderbuchs zum Entdecken angenehmer ist, der kann mit dem wimmeligen »Ein Jahr im Wald« schon ziemlich viel Zeit im kuschligen Lesesessel verbringen. Das Gute an diesem in zwölf Monate untergliederten Buch: Außer den vielen kleinen Informationen zu insgesamt gut 50 Lebewesen aus dem Wald (inklusive Förster) verzichtet es – wimmelbuchtypisch – komplett auf Text. Zwölf große Doppelseiten laden zum Verweilen ein, und dabei kann großen Spaß machen, herauszufinden, was jedes Tier in einem bestimmten Monat macht.
So lassen sich die Aktivitäten von Ameisen und Bären, Wasserschildkröten und Elchen in jedem Monat miteinander vergleichen; ebensogut aber lässt sich das Leben eines bestimmten Tieres durchs ganze Jahr hindurch verfolgen. So ist dies ein Buch, das sich quasi in ganz viele Richtungen »lesen« lässt. Die fein gemalten Bilder bieten dabei mit sprechender Mimik der Tiere oder kleinen Gedankenblasen durchaus auch einiges Skurriles, was kleine und große Betrachter zum Schmunzeln bringt. Der Bär auf Honigklau, die verliebte Spinne, die Ameisen im Blätterbett – Emilia Dziubak hat mit großer Liebe zum Detail gemalt und damit ein Buch geschaffen, das man immer wieder gerne anschaut!
Aufgeräumt
Umweltschutz ist auch bei jüngeren Kindern schon ein wichtiges Thema. Wer in den Wald geht, lässt dort nichts liegen – Papierchen vom Picknick werden hinterher wieder eingesammelt und zu Hause in dem Mülleimer geworfen. Emily Gravett spinnt das Thema »Aufräumen im Wald« ein bisschen weiter und hält damit vor allem den Erwachsenen einen unbequemen Spiegel vor. Hier ist es der Dachs, der fleißig aufräumt. Er kämmt dem Fuchs mit dem Igel das Fell, er badet die Vögel, er saugt den Wald … Und wenn im Herbst das Laub von den Bäumen fällt, sammelt er alles fein säuberlich ein – um es in großen, schwarzen Plastiksäcken zu verpacken! Damit kein Laub mehr nachfällt, räumt er schließlich mit großen Maschinen sämtliche Bäume aus dem Wald, und damit es unter den Pfoten nicht zu schlammig wird, betoniert er alles zu.
So liebt er den neuen, sauberen »Wald« – bis ihm auffällt, dass er nicht mehr an Nahrung kommt, seine Dachshöhle zubetoniert ist und es außer ihm keine anderen Tiere mehr dort gibt. Jetzt ist Umdenken angesagt – und bald erstrahlt der Wald schöner als je zuvor. Ob der Dachs es jetzt lassen kann mit dem Aufräumen? Das durchgehend gereimte Bilderbuch »Aufgeräumt« leistet humorvoll und recht versteckt grandiose Erziehungsarbeit. Denn durch alle Absurdität in der kleinen Geschichte kommen die Kinder schnell von alleine drauf, was zu einem schönen Wald gehört. Was sie selbst aktiv dazu beitragen können, muss man ihnen da gar nicht erst sagen!
AG Bücher für Vorleser
Aus:
Emilia Dziubak: Ein Jahr im Wald. ars-Edition 2016 (ab 4)
Emily Gravett: Aufgeräumt! Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Fischer
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/19 lesen.