Ein Knopf-Projekt
Nach Absprache mit dem Team des Freiburger Kinderhauses Hirzberg stellte Barbara Leitner ihr Knopf-Projekt in der Kinderversammlung vor. Knöpfe zu sammeln und mitzubringen regte die Kinder an, sich mit der Projektidee auf sinnliche Weise auseinanderzusetzen. Als Einstieg für die Arbeit im Atelier wählte die Autorin das Thema »Knopf-Entwürfe«.
Knopf-Entwürfe
Die Kinder zeichneten zunächst Knöpfe. Dazu nahmen wir schwarzes Tonpapier und arbeiteten mit bunten Kreiden. So entstanden wunderschöne Bilder. Manche erinnerten an Planetenbewegungen. Bald begannen die Kinder zu experimentieren: Sie zeichneten quadratische und dreieckige Knöpfe, manchmal auch sternförmige und blumenartige. Mit viel Glitzer wurden die Zeichnungen verschönert.
Danach probierten die Kinder aus, ob sich Knöpfe nur mit Glitzer und Kleber gestalten lassen. Auf einer Glasplatte formten sie eine Masse aus Glitzerstaub und Alleskleber zu Knöpfen. Doch leider konnten wir die Kunstwerke nach dem Trocknen nicht mehr von der Platte entfernen.
Einige Jungen kamen auf die Idee, Raketen zu bauen. Auch Raketen brauchen Knöpfe, auf die man drücken kann, damit sie ins Weltall sausen. Aus Toilettenpapierrollen, Joghurtbechern und anderem Abfallmaterial konstruierten die Kinder ihre Werke. Als Knöpfe oder Schalter dienten ihnen hauptsächlich Nussschalen und die Hütchen von Eicheln.
Knopf-Prinzessinnen
Nun lernten die Kinder eine neue Technik kennen: Mit Wachskreiden auf Aquarellpapier zeichneten sie erneut Knöpfe. Bald wurde ihnen dies jedoch zu langweilig, und ein Mädchen kam auf die Idee, eine Knopfprinzessin zu malen. Auf dem Kleid der Prinzessin befanden sich viele Knöpfe, um sie herum regnete es Knöpfe.
Das Aquarellpapier mit den Wachskreide-Bildern wurde nun ins Wasser gelegt. Die Kinder gestalteten ihre Bilder in der so genannten Nass-in-Nass-Technik, bei der die flüssige Farbe auf dem nassen Papier wie von selbst leuchtende Farbverläufe zaubert. Da nur die drei Grundfarben zur Verfügung standen, lernten die Kinder schnell, alle möglichen Farbmischungen hervorzurufen. Um mit der Farbe und ihren Mischungen zu experimentieren, bekamen die Kinder Pipetten, so dass sie alle Mischstufen bis zum Schwarz ausprobieren konnten.
Als das Thema »Knöpfe« durch Prinzessinnen und Engel – es war Vorweihnachtszeit – in den Hintergrund trat, beschloss ich, die Mädchen anzuregen, für die Prinzessinnen Knöpfe herzustellen. Diesmal sollten es jedoch lebensgroße Prinzessinnen werden. Also zeichneten die Mädchen ihre Körperumrisse auf große Bogen Fotokarton und gestalteten ihre eigenen Prinzessinnen oder Engel.
Dabei überlegten wir, aus welchen Materialien wir Prinzessinnen-Knöpfe herstellen könnten. Zunächst suchten wir uns Dinge, die im Atelier zur Verfügung standen: Kronkorken, in Scheibchen geschnittene Korken, Leder, Deckel von Filmdöschen, Metalldeckel von Marmeladengläsern, Flaschendeckel…
Als Material zum Verschönern dienten: Farbe, Perlen, Glitzer, Federn, ausgestanzte Herzen, Sterne, Gewürznelken, Sand, Pailletten…
Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl wurden die kleinen Knöpfe verziert und aufgeklebt.
Großen Anklang fand auch das Knöpfemachen mit Fimo und Schmucksteinen. Im Nu war das Material verbraucht, und Knöpfe für die Märchenprinzessinnen waren fertig.
Kleine Knopfbilder
Auf sehr kleinen Formaten mit feinen Stiften gezeichnet, entstanden Bilder, die wie Gedichte wirkten: voller Poesie und Anmut. Selbst die »Banalität« eines einfachen weißen Wäscheknopfs wurde in einem neuen Zusammenhang aufgehoben, und zwei ganz normale, billige Plastikknöpfe bildeten plötzlich die Basis für eine zauberhafte, ätherisch wirkende Fee oder Elfe.
Die unterschiedlichen Ebenen wurden aufgehoben: Die sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit – ein billiger Plastikknopf, eigentlich zum Wegwerfen vorgesehen – wurde um die Dimension der Lyrik, der Fantasie und des Traums erweitert. Alte Wäscheknöpfe verwandelten sich in Prinzessinnen, zerkratzte Plastikknöpfe in Elfen.
Knöpfe gießen
An einem Vormittag versuchten wir, Knöpfe aus Gips zu gießen. Die Kinder rührten den Gips an und gossen die Masse in Joghurtbecher, in Deckel unterschiedlicher Flaschen und Tetrapacks. Da es schwierig war, die Knöpfe aus den Gussformen zu lösen, zerbrachen die meisten. Die Kinder fanden das nicht schlimm, sondern ließen sich von den Scherben der verunglückten Gießexperimente zur Gestaltung kleiner Gärten und Landschaften inspirieren.
Knöpfe herstellen
Auf eine Liste schrieben wir, woraus man Knöpfe herstellen kann. Die Kinder nannten die Ausgangsmaterialien, klebten sie auf und beschrifteten sie. Danach suchten sie aus der großen Knopfsammlung, die inzwischen entstanden war, einen passenden Knopf. Fanden sie zum Beispiel keinen »Foto-Knopf«, stellten sie kurzerhand selbst einen her. Das heißt, sie schnitten ein Foto in Knopfform und klebten es auf.
Nach Fertigstellung der Sammlung war geplant, die Knöpfe auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen und zu waschen. Die Kinder machten nämlich alles zu Knöpfen, was sich halbwegs in eine runde Form bringen ließ. Getrocknete Blumen gehörten ebenso dazu wie ganz normales Papier.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/08 lesen.