Drei Religionen. Drei Kitas. Ein Haus
Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entsteht ein bundesweit einzigartiges Projekt. 2025 soll hier das Drei- Religionen-Kita-Haus öffnen. Die Idee, in einem Haus drei Kitas unterzubringen – eine muslimische, eine christliche und eine jüdische – entstand 2015 am Rande eines Treffens des Berliner Forums der Religionen. Das Gespräch mit den Initiatorinnen Iman Andrea Reimann (Vorsitzende des Deutschen Muslimischen Zentrums Berlin), Pfarrerin Silke Radosh-Hinder (Stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte), Rabbinerin Gesa S. Ederberg (Gemeinderabbinerin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorstandsmitglied von Masorti e.V. – Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens e.V.) und der Sprecherin des Projektes Anna Poeschel führt unsere Redakteurin Jutta Gruber.
Die Idee für drei Kitas in einem Haus, eine muslimische, eine christliche undeine jüdische, ist bundesweit einzigartig.
Was spricht für dieses Konzept und was unterscheidet es von dem einer interreligiösen Kita?
G.E.: Unser Anliegen ist, dass die Kinder zunächst in ihrer jeweils eigenen Religion beheimatet sind und gleichzeitig in guter Nachbarschaft die anderen Religionen kennenlernen. Das Kita-Jahr wird jeweils nach dem eigenen Feiertagszyklus gestaltet, mit Basteln, Singen, besonderem Essen usw. Das in gemischten Gruppen für alle drei Religionen zu leisten, wäre viel zu viel. Deshalb der Schwerpunkt bei der eigenen Religion, und dann jeweils pädagogisch begleitete »Besuche« bei den Feiern der Freundinnen und Freunde, die ein anderes
religiöses Fest feiern.
Pro Etage eine Kita sowie ein Begegnungszentrum im Erdgeschoss für gemeinschaftliches Feiern, Spielen und Lernen. Welche Erwartungen und Hoffnungen verbinden Sie mit diesem Leuchtturmprojekt?
A.P.: Wir erwarten einen Lernprozess: Wie gelingt das Zusammenleben von verschiedenen Religionen und Kulturen in guter Nachbarschaft? Deshalb wird unser Projekt auch wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
A.R.: Eins, was unser Projektteam auszeichnet, ist die Hoffnung auf das Gelingen des Projektes. Die Umsetzung unserer Vision trägt uns alle, denn wir möchten einen Ort für die Zukunft der Kinder gestalten. Der Spruch »Kinder sind unsere Zukunft« mag abgedroschen klingen, aber ist doch bitterer Ernst. Vor kurzem wurden Pessach, das Fest des Fastenbrechens und Ostern im selben Zeitraum gefeiert.
Da einige jüdische, muslimische und christliche hohe Feste beweglich sind, kann das immer mal wieder vorkommen. Planen Sie, nah beieinander liegende Feste zukünftig miteinander zu feiern oder doch lieber nebeneinander?
G.E.: Die Kalender der drei Religionen sind ja unterschiedlich – die muslimischen Feiertage wandern aufgrund des Mondkalenders durch das ganze Jahr, die jüdischen Feiertage haben ungefähr einen Monat Flexibilität, aufgrund des kombinierten Sonnen- und Mondkalenders, und während Weihnachten zu einem festen Termin im bürgerlichen Kalender steht, wird Ostern kompliziert berechnet. Das bedeutet, dass wir in jedem Jahr andere Konstellationen der Feiertage haben und deshalb in jedem Jahr neu überlegen werden, was wir wie gemeinsam und was wir einzeln feiern.
A.P.: Grundsätzlich ist die Idee des Drei-Religionen-Kita-Hauses, dass die drei Kitas ihre jeweiligen Feste vorbereiten und feiern, um dann ihre Freund:innen aus den anderen Kitas zu einem gemeinsamen Essen oder einer Vorführung oder ähnlichem einzuladen.
Das Drei-Religionen-Kita-Haus ist ein bundesweit einzigartiges Projekt. 2022 startet das Bauvorhaben für eine muslimische, eine christliche und eine jüdische Kita mit jeweils 45 Betreuungsplätzen unter einem Dach im Berliner
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Die Eröffnung ist für 2025 geplant.
Kontakt
www.dreireligionenkitahaus.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/2022 lesen.