Chemielabor Küche
Die Küche stellt für Kinder seit jeher ein spannendes Lern- und Experimentierfeld dar, und sie nähern sich neugierig und unbefangen allem, was da passiert. Dabei geht es um eine Vielzahl unterschiedlicher physikalischer und chemischer Prozesse, ganz zu schweigen von der Zusammensetzung der Ausgangsprodukte, die häufig selbst bereits das Ergebnis bestimmter chemischer Abläufe sind. Wenn wir die Möglichkeit haben, Kinder in das Geschehen in einer Küche einzubeziehen, bewirkt das nicht zuletzt ein Vertrautwerden mit wichtigen Substanzen unseres Alltags und verschiedenen Reaktionsweisen wie unterschiedliche Löslichkeiten von Stoffen in Wasser oder das Verhalten von Säuren und Basen, Milchprodukten und Fetten. Auch der Umgang mit Mengenangaben, Messung und Dosierung spielen eine wichtige Rolle – durchaus im Sinn eines Heranführens an naturwissenschaftliches Denken und Handeln.
Essig – ein uraltes Lebens-, Gewürz und Konservierungsmittel
Die sogenannte Essigsäuregärung ist ein sehr altes Verfahren, bei dem man Apfelmost, Wein, Bier und andere Flüssigkeiten mit Essigbakterien impft, die den Alkohol langsam in nicht alkoholischen Essig umwandeln. Dabei bilden die Essigsäurebakterien eine dichte, gallertartige
Masse, die Essigmutter. Zwar siedeln sich wilde Essigbakterien bei offener Lagerung auch leicht von selbst an, hier geht es aber darum, Kindern eine solche Essigmutter eines selbst angesetzten Apfelessigs vorzustellen und damit vielleicht zu experimentieren.
So kann es gemacht werden
Die Essigmutter wird aus dem Essig genommen und von den Kindern betastet und berochen. Eine so seltsame Masse in die Hand zu nehmen, kann für manche Kinder schon eine kleine Mutprobe sein ... Wer Lust hat, kann auch ein kleines Stückchen davon abbeißen: Die Essigmutter sieht zwar etwas merkwürdig aus, ist aber völlig harmlos und schmeckt nur sehr sauer.
In jedem Fall lohnt es sich, bei dieser Gelegenheit gemeinsam verschiedene Essigsorten zu probieren und miteinander zu vergleichen. Dazu gießt man die verschiedenen Essige in kleine Schälchen, aus denen die Kinder mit Kaffeelöffeln ihre Proben nehmen können. Wenn sich etwas frischer, nicht mit Konservierungsstoffen versetzter (!) Apfelmost auftreiben lässt, lässt sich mit einer Essigmutter auch selbst Essig produzieren. Das dauert zwar einige Monate, stellt aber ein nicht nur für die Kinder spannendes Experiment dar. Und den selbst produzierten Essig kann man in der Küche wunderbar verwenden. Näheres dazu später.
Herbert Österreicher ist Diplom-Ingenieur und Magister Artium. Er plant und gestaltet Außenanlagen und Gärten von Kindereinrichtungen. Darüber hinaus führt er Seminare und Exkursionen zu verschiedenen Bereichen der Umweltbildung durch und ist als Autor für Fachzeitschriften und Verlage tätig. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kinderfreiland.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/2020 lesen.