Viele spielerische Aktivitäten, die auf dem Außenspielgelände einer Kita stattfinden, waren früher selbstverständlich, sind es heute aber leider nicht mehr. Zugang zu natürlichen Ressourcen und Spielorten finden Kinder zumindest in den Städten oft nur noch schwer. Die Kunst kann helfen, wieder sehen zu lernen, die Wahrnehmung zu schärfen und Interesse für die Schönheit der Natur zu wecken. Udo Lange und Thomas Stadelmann haben in ihrem Buch »Kunst ohne Dach« viele Anregungen gesammelt, wie das auch in der Kita umgesetzt werden kann. Betrifft KINDER präsentiert Ihnen hier eine Leseprobe.
Materialien, die die Natur bietet, können Sie als Ausgangspunkt Ihres Arbeitens nutzen: Mutterboden aus dem Neubaugebiet, Lehm aus dem Acker des benachbarten Bauern oder aus dem Baggersee, Stecken, Äste und Zweige, die auf Spaziergängen gesammelt wurden. Solche Materialien lassen sich aus ihrem direkten Bedeutungszusammenhang herauslösen, mit Naturpigmenten oder Gips kombinieren und mit Elementen wie dem Feuer transformieren. Dabei entstehen einzigartige Objekte und immer wieder neue Sinnzusammenhänge. »Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar«, sagte Paul Klee. So zeigen die Werke der Kinder, wie sie sich die Welt auf unterschiedlichste Art und Weise aneignen und in ihrer Bildsprache zum Ausdruck bringen.
Wenn Sie mit Kindern draußen arbeiten möchten, sollten Sie das Wetter beachten. Ist es zu kalt, zu nass, zu heiß oder zu windig? Egal, das richtige Wetter gibt es ohnehin nicht, sondern nur den richtigen Umgang damit. Wenn es nieselt, bauen Sie ein Dach aus mehreren Planen. Wird es kälter, ziehen Sie sich und den Kindern etwas Warmes über. Ist es nass, werden Matschhosen und Gummistiefel gebraucht. Und wenn das Wetter wirklich mal gar nichts zulässt, bleiben Sie mit den Kindern im Haus, bereiten die nächste Aktion vor oder erinnern sich gemeinsam an die vorangegangene Aktion.
Wo könnten Sie draußen etwas mit den Kindern gestalten? Suchen Sie einen Platz aus, den Sie leicht verändern können. Mit Holzsitzblöcken, die individuell bemalt sind oder kleine Nagelornamente aufweisen, lässt sich ein Ort schaffen, an dem man sich treffen, beratschlagen oder neue Methoden vorstellen kann. Wenn nötig, werden Arbeitstische aufgestellt, zum Beispiel um Materialien anschaulich zu präsentieren. Bedenken Sie, dass die sorgfältige Auswahl der Materialien und deren ästhetische Darbietung allein schon eine künstlerische Inspiration sind. Viele Arbeiten im Freien erfordern jedoch keine Tische und Stühle, sondern können direkt auf dem Boden stattfinden, allenfalls auf einer Decke oder Plane.
Wenn Sie – wie wir bei den Beispielen in diesem Buch – mit bis zu 120 Kindern und 20 Erwachsenen arbeiten, dann ist es wichtig, dass Sie Atelier- und Werkstattbereiche parallel entwickeln. Lassen Sie den Kindern Zeit und wiederholen Sie mit ihnen Tätigkeiten, damit sie ihren eigenen Rhythmus finden und die Besonderheiten des Arbeitens unter freiem Himmel erleben können. Schaffen Sie Ruheinseln, damit die Kinder neue Kraft schöpfen, beobachten und von ihren Gefährten lernen können. Sorgen Sie dafür, dass die Kinder sich am Lagerfeuer mit Stockbrot oder an der Verpflegungsstation mit Tee stärken können. Und vor allem: Haben Sie Spaß am künstlerischen Arbeiten im Freien.
Schattenbilder
Auf einer langen Tapetenrolle werden Schatten unterschiedlichster Art mit wasserfester Tusche fixiert. Die Tapete wird dafür immer wieder zusammengerollt und anders positioniert, um möglichst viele Schatten zu sammeln.
Sind genügend Schattenzeichnungen auf der Tapete, werden einzelne Ausschnitte ausgewählt und mit Ölkreiden weiterbearbeitet. Einen bildnerischen Halt erfahren die Werke durch die Einfärbung der Tapetenstücke mit Beize. Es sollte nur ein Farbton der Beize verwendet und diese ganzflächig aufgetragen werden.
Tipp
Beim Schattensammeln darauf achten, dass neben den amorphen Formen der Natur von den Bäumen und Sträuchern auch architektonische Elemente wie Vorbauten, Stangen, Zäune etc. ein formales Gegengewicht darstellen. Die Mischung macht es.
Materialien
Tapetenrolle oder Packpapier, schwarze wasserfeste Tusche, Ölkreiden, Beize, Pinsel, Gläser
Buchtipp
Haben Sie schon einmal aus Haselnussstecken leuchtende Himmelsaugen gebaut oder Zeichenkohle selbst gebrannt und dann damit gezeichnet? Kennen Sie die Freude mit den Füßen Lehm zu stampfen und daraus überdimensionale Skulpturen zu bauen? Nein?
Dann begeben Sie sich mit uns auf eine faszinierende Augenreise in die bunte Welt der Regenbogenfahnen, Riesenrieselpickelwürmer, Windbräute und Schattenbilder. Lassen Sie sich inspirieren, wie mit begeisterten Kindern beim Malen, Bauen und Gestalten unter freiem Himmel erstaunliche Werke entstehen. Entdecken Sie das Außengelände der Kita oder den Schulhof als attraktives Freiluftatelier für schöpferisch-kreative Herausforderungen und künstlerischen Ausdruck.
Das reichhaltige Bildmaterial und die praxiserprobten Anleitungen laden Sie ein, mit einfachen Mitteln und ohne spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten den Außenraum mit kreativen Aktionen und Werken zu beleben.
Neugierige Passanten bleiben stehen, staunen und würden am liebsten mitmachen. Und Sie bestimmt auch!
Udo Lange · Thomas Stadelmann
Kunst ohne Dach
144 Seiten, mit sehr vielen farbigen Fotos
ISBN 978-3-86892-090-1
Euro 22,90
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03-04/18 lesen.