»Warum sollen nur Gesunde Kinder bekommen?!?« Bente (35) ist kleinwüchsig. Sie lebt mit ihrem Mann Stefan (36) und Tochter Lana (10), ebenfalls kleinwüchsig, in Kiel. Die Chance, dass die beiden ein gesundes Kind bekommen würden, lag bei 50 Prozent. Sie sind dieses Risiko bewusst eingegangen: »Es leben so viele gesunde Kinder in gesunden Familien, die überhaupt nicht gut für sie sind. Wir waren uns sicher, dass wir für unser Kind eine gute Familie sein werden.«
Bente Petersen ist keine Frau, die um den heißen Brei herumredet. Ihre Behinderung ist unübersehbar, immer wird sie angeschaut. Oft neugierig, manchmal auch verschämt, mitleidig oder höhnisch. Ihr Aussehen wirft Fragen auf, die aus Unsicherheit oder falsch verstandener Rücksichtnahme dann doch nicht gestellt werden. Also geht sie in die Offensive. »Ich weiß noch, wie die Leute in Lanas Kinderwagen schauten und herumdrucksten. Denen habe ich gesagt: Fragt mich doch einfach, ob mein Kind auch kleinwüchsig ist.«
Mehr als 450 verschiedene Kleinwuchsformen sind bisher bekannt. Bentes Behinderung nennt sich Metaphysäre Dysplasie Typ Schmidt, es ist eine Mutation, die oft spontan auftritt. »Ich war damit die erste in meiner Familie.«
Schon früh hat Bente sich gegen manche gesellschaftlichen Vorbehalte im Umgang mit Kleinwüchsigen gewehrt. Als es hieß, wer so klein ist, kann bestenfalls im Büro arbeiten, stand für sie fest, dass sie keinen Bürojob machen würde. Stattdessen besorgte sie sich einen Praktikumsplatz in der Kita um die Ecke, denn größere Strecken kann sie nicht laufen. Nach dem Praktikum begann sie die Ausbildung zur Erzieherin, die sie im Jahr 2000 abschloss. Ihre erste Arbeitsstelle war ein Jugendzentrum. »Die Besucher waren zu 99 Prozent Migranten – und zwar in jedem Alter. Ich habe bei den Hausaufgaben geholfen, Bewerbungstraining gemacht und die Leute zum Anwalt begleitet. Also alles, was so anfiel.«
War ihre Größe von 129,5 Zentimetern kein Problem? Bente zuckt die Schultern. »Entscheidend ist doch, wie man die Leute anspricht und was man ausstrahlt. Ich hatte dort jedenfalls mehr Akzeptanz als ein Zwei-Meter-Mann.«
Vor 20 Jahren lernten Bente und Stefan sich über gemeinsame Freunde kennen. Bente war mit ihrer selbstbewussten Art und ihrer Offenheit fest in der Gruppe verankert, Stefan kam erst später in die »Clique«. Anfangs galt er dort als »Streber mit Brille«. Bis eines Tages der Funke übersprang und – auch das passt ins Bild – Bente die Initiative ergriff. Ihr Kleinwuchs war kaum ein Thema, höchstens bei seinen Eltern. Seit fast zehn Jahren sind die beiden verheiratet. Stefan ist inzwischen theoretischer Physiker und bei der Uni angestellt. Im Bereich Pädagogik der Naturwissenschaften erarbeitet er unter anderem Aufgaben für die Internationale Physik-Olympiade (IPhO).
Der Kleinwuchs bescherte Bente spezielle Aufmerksamkeit in ihrer Schwangerschaft. Zunächst war nicht klar, ob aufgrund ihrer körperlichen Besonderheiten mit Komplikationen gerechnet werden muss. Und wenn ja, mit welchen. Bald stellte sich heraus, dass die Entbindung per Kaiserschnitt erfolgen muss. Die letzten sieben Wochen vor der Geburt verbrachte Bente im Krankenhaus. Nicht angenehm, aber letztlich lief dann alles wie geplant. »Dass Lana Bentes Kleinwuchsform geerbt hat, wurde erst festgestellt, als sie ein Jahr alt war«, erinnert sich Stefan. »Für uns war das aber nicht entscheidend.«
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Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihre Familien (BKMF) e.V.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 04/14 lesen.