Die Internationale Jugendbibliothek auf Schloss Blutenburg in München stellt seit vielen Jahren neben einer riesigen Auswahl von Kinderbüchern ein umfangreiches Programm an Wander-ausstellungen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zur Verfügung. Die Mitarbeiterin Maria L. Weber berichtet darüber.
Mit einem Bestand von mehr als 630.000 Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern in 240 Sprachen sowie zahlreichen historischen Sammlungen aus sechs Jahrhunderten ist die Internationale Jugendbibliothek in München die weltweit größte Bibliothek für internationale Kinder- und Jugendliteratur. Sie ist zugleich Literaturzentrum, -archiv und -museum, Forschungsbibliothek, Veranstaltungshaus und Partner von zahlreichen Kultur- und Bildungseinrichtungen in der ganzen Welt. Die Kernaufgabe der Bibliothek ist es, Werke der internationalen Kinder- und Jugendliteratur als Teil des kulturellen Erbes zu sammeln und sie in Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekten zu vermitteln. So finden im Schloss Blutenburg, dem Sitz der Bibliothek, jährlich zahlreiche Lesungen mit Autorinnen und Autoren, Schulklassen- Workshops, Lesefeste und Erzählnachmittage für Familien, aber auch wissenschaftliche Tagungen für ein Fachpublikum statt.
Ein Highlight ist das alle zwei Jahre ausgerichtete White Ravens Festival für Internationale Kinder- und Jugendliteratur, an dem Autorinnen und Autoren aus Deutschland und der ganzen Welt teilnehmen und das etwa 10.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ganz Bayern erreicht. Nicht wegzudenken aus der Vermittlungsarbeit der Bibliothek sind zudem die wechselnden Ausstellungen, die zu diversen Aspekten des Bilder-, Kinder- und Jugendbuchs gezeigt werden, und – sofern geeignet – nach Ablauf als Wanderausstellung zur Verfügung gestellt werden. Wanderausstellungen sind seit den Anfängen im Aufgabenbereich der Bibliothek fest verankert. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Internationale Jugendbibliothek 1949 aus einer Wanderausstellung hervorgegangen ist.
Am Anfang stand eine Wanderausstellung
Die Anfänge der Bibliothek gehen zurück in die deutsche Nachkriegszeit. Nur wenige Monate nach Ende des 2. Weltkriegs machte sich die jüdische Emigrantin, Journalistin und Kinderbuchautorin Jella Lepman im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht an die Aufgabe, eine Ausstellung internationaler Kinderbücher zusammenzutragen, und bat ausländische Verlage dafür um Buchspenden. Sie hatte erkannt, dass Kinder in Deutschland nicht nur Kleidung und ein Dach über dem Kopf brauchten, sondern vor allem auch nach geistiger Nahrung hungerten. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihr, Verlage aus 14 Ländern von ihrer Idee zu überzeugen. Am 3. Juli 1946 konnte die erste internationale Ausstellung der Nachkriegszeit unter dem Titel »Das Jugendbuch« mit rund 4.000 Büchern im Haus der Kunst in München eröffnet werden. Nach einem erfolgreichen Auftakt tourte sie weiter nach Stuttgart, Berlin und Frankfurt und verzeichnete am Ende mehr als eine Million Besucher.
In den folgenden Jahren setzte Jella Lepman ihre Bemühungen um Buchspenden und Ausstellungen fort. Zugleich entstand die Idee einer internationalen Jugendbibliothek, für die sie nach Kräften um Unterstützung warb. Ihre Vorstellung war es, einen Ort der interkulturellen Verständigung zu schaffen, der sowohl Kindern als auch Erwachsenen offen stehen sollte. Modellhaft sollte hier mit qualitätsvoller Kinderliteratur aus aller Welt gearbeitet werden, um Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Am 14. September 1949 wurde die Internationale Jugendbibliothek mit einem Bestand von rund 8.000 Bänden in München eröffnet. Zu den zahlreichen Unterstützern gehörten namhafte Persönlichkeiten wie Erich Kästner, Astrid Lindgren, Eleonore Roosevelt und Carl Zuckmayer.
Bild 1-2 Internationale Jugendbibliothek
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/2021 lesen.