Was Eltern-Fördervereine für kommunale Kitas tun können
Es gibt zwei Arten zu feiern: lange erwartet, mit großem Aufwand, viel Vorfreude und der Gefahr, enttäuscht zu werden, oder: spontan, nicht ganz so feierlich, aber unvergesslich. Der Frühlingsbasar auf der Terrasse des Kindergartens »Schlossparkzwerge« des Trägers Kindergärten NordOst in Berlin-Pankow gehört zur zweitgenannten Gruppe. Zugegeben: Ein bisschen Vorbereitung gehörte schon dazu. Die Kuchen mussten immerhin gebacken, der Basar einige Wochen vorher angekündigt werden.
Zuerst treffen die drei Vorstandsmitglieder des Eltern-Fördervereins der Kita auf der leeren Terrasse ein. Sie hatten schließlich die Idee für den Basar. Binnen Kurzem sind Tische rausgetragen, die Kuchen sortiert und angeschnitten, Pappgeschirr und Getränke bereitgestellt. Einige Mütter bauen mit ihren Kindern Flohmarktstände auf. Innerhalb einer halben Stunde hat sich der leere, mit grauen Platten ausgelegte Vorplatz in einen bunten Markt verwandelt, auf dem Kinder, Eltern und Großeltern aus Papageienkuchen, Käfer-Muffins, vier Sorten Käsekuchen und Rührkuchen mit Smarties obendrauf auswählen, darüber hinaus Spielzeuge und Kinderkleidung betrachten und kaufen können. Die Wiese vorm Haus entpuppt sich als idealer Picknickplatz.
Sogar eine Schaukel steht hier und eine Mini-Plastik-Rutsche. Der Kindergartenalltag spielt sich normalerweise in dem großen Garten auf der anderen Seite des Hauses ab. Dort läuft der Betrieb für die Kinder, die noch nicht abgeholt wurden, auch weiter. Hier vorn entdecken Eltern und Kinder derweilen ihre Kita buchstäblich von einer anderen Seite. Zwei, maximal drei Stunden sind für das Picknick mit Basar und die Diskussion des Jahresplanes vom Förderverein an diesem Nachmittag eingeplant. Zwei bis drei Stunden spontaner Gespräche und Spiele, eine entspannte Zeit mit Eltern und Freunden – das sind die kleinen, zauberhaften Ereignisse der Kindheit, die unvergesslich werden.
Oliver Görs, der Leiter des Fördervereins, schenkt Kaffee aus und strahlt. »Sehen Sie, die Eltern stehen zusammen und unterhalten sich über ihre Kinder, über die bevorstehenden Einschulungen, vielleicht sogar über Bildungspolitik. Wir gestalten Gesellschaft. Das ist der Grund, warum wir das alles machen.« Leute wie Oliver Görs sind Glücksfälle für Eltern-Vereine. Er hat nicht nur wohlklingende Sätze im Repertoire, sondern jede Menge guter Ideen und den unbedingten Wunsch, zu beweisen, dass wir Bürger es in der Hand haben, unser Leben und die Orte, an denen unser Leben stattfindet, eigeninitiativ zu gestalten. Er hat den Förderverein der Kita in der Klothildestraße vor sechs Jahren mitgegründet. Damals kam seine ältere Tochter in die Kita. Inzwischen besucht die jüngere sie. Oliver Görs ist außerdem Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule, die seine ältere Tochter mittlerweile besucht und als Elternsprecher dieser Schule Mitglied im Landeselternausschuss und Mitglied des Bundeselternrates. Von anderen Fördervereinen, in denen er aktiv ist, ganz zu schweigen. Er ist 38 Jahre alt und macht nicht den Eindruck, kurz vor einem Burnout zu stehen. Er ist in seinem Element. Einen Fernseher braucht er nicht mehr, denn der organisatorische Teil seiner gesellschaftlichen Arbeit findet in der Primetime nach zwanzig Uhr statt, wenn die Kinder im Bett liegen.
Heute Abend wird er vermutlich im Internet nach den Laufrädern suchen, die sich die Kita von ihrem Förderverein gewünscht hat und die auch aus den Erlösen vom Kuchenbasar mitfinanziert werden sollen. Letztes Jahr vor Weihnachten suchte er abends am Laptop farbige Puppen für die Kita, weil die blassen, blauäugigen Puppen nicht mehr ganz das Bild der Gesellschaft repräsentieren. Der Weihnachtsmann brachte den Kindern dann acht farbige Stoffpuppen mit schwarzen Augen. »Die standen einige Tage bei uns zu Hause, was zur Folge hatte, dass meine beiden Töchter auch so eine Puppe haben wollten«, erzählt Oliver Görs. Nebenwirkungen einer Vereinsarbeit können eben nicht ganz ausgeschlossen werden. Der Förderverein macht es möglich, dass die Kita Spielzeuge und -geräte über das Budget hinaus anschaffen kann. Der Förderverein sammelt das Geld, kauft ein und schenkt der Kita die Dinge. So einfach.
Auf dem weißen Flipchart am Rand des Basars stehen weitere Ideen, über die heute entschieden werden soll. Jeder ist eingeladen, seine Ideen hinzuzufügen. Die zweite Idee kommt von Oliver Görs: »Gestaltung der Wand/Fußballplatz, ggf. Kooperation mit Jugendclub«. Letztes Jahr ist der Vorsitzende nach dem Frühlingsbasar mit dem restlichen Kuchen zu dem Bolzplatz rübergegangen, auf dem die Jugendlichen aus dem Club spielten. Die haben sich natürlich gefreut. Beim gemeinsamen Kuchenessen entstand die Idee, die Wand der Kita mit Sprühflaschen zu gestalten und den Bolzplatz gelegentlich für die Kinder zu öffnen. Möglicherweise wird die Idee umgesetzt. Vielleicht gibt es Einspruch. Egal, der Kontakt zum Jugendclub ist hergestellt und ausbaufähig. Ein weiterer Punkt im Finanzierungsplan ist der Zuschuss zur Abschlussfahrt für die Vorschulkinder. Wie in jedem Jahr will der Förderverein wieder zehn Euro pro Kind spenden. Außerdem soll eine Künstlerin dafür bezahlt werden, dass sie im Winter mit den Kindern töpfert.
Kathrin Schrader
Beratung und Hilfe bei der Gründung eines Eltern-Fördervereins:
www.schulfoerdervereine.de
www.stiftungbildung.com
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/16 lesen.